Gefahr durch illegales Glücksspiel
"Im Schatten des Glücks" – eine Podiumsdiskussion über die Bedeutung und Folgen von illegalem und unkontrolliertem Glücksspiel in Österreich.

Expert:innen diskutieren Risiken, Regulierungsbedarf und Spieler:innenschutz beim Veranstaltungsformat "Aperitivo" der Social City Wien.
Auf Einladung der Social City Wien fand das aktuelle Veranstaltungsformat "Aperitivo" unter dem Titel "Im Schatten des Glücks" statt. Im Mittelpunkt der prominent besetzten Diskussion standen die Auswirkungen des illegalen Glücksspiels auf Wirtschaft und Gesellschaft, der dringende Regulierungsbedarf, wirksame Präventionsmaßnahmen sowie der Schutz vulnerabler Gruppen. Zudem wurden Herausforderungen und Lösungsansätze im Kampf gegen den unregulierten Glücksspielmarkt beleuchtet.
Zum Hintergrund: Nur rund 20 % des Glücksspiels sind in vielen Ländern – darunter auch westlichen Staaten wie Österreich – reguliert. Etwa 80 % aller Spielvorgänge entfallen damit auf den Schwarzmarkt und erfolgt außerhalb jeder Kontrolle.
Das Format "Aperitivo" verfolgt das Ziel, gesellschaftlich relevante Themen zu beleuchten, Menschen zusammenzubringen, die prädestiniert sind, an Lösungen mitzuwirken, und gleichzeitig Anreize sowie Denkanstöße in Richtung Politik und Wirtschaft zu geben.
Am Podium diskutierten:
- Dr. Dominik Batthyany, Leiter des Instituts für Verhaltenssüchte und Suchtforschung an der Sigmund Freud PrivatUniversität
- Mag.a Alice Schogger, Leiterin der Abteilung VI/A/5 im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
- Daniel Grabher, Unternehmer mit ausgewiesener Expertise im Glücksspielsektor
- Michael Pavlik, Sales Director des KSV1870 und Geschäftsführer von FINcredible
Durch den Abend führte Thomas Strachota, Geschäftsführer des Wiener Bezirksblatts, der mit gezielten Fragen eine tiefgehende und konstruktive Diskussion ermöglichte.
"Spielerschutz beginnt beim Menschen"
Dr. Dominik Batthyany rückte den Menschen und die psychologischen Hintergründe von Suchtverhalten in den Fokus. Er schilderte eindrücklich, wie tiefgreifend die Auswirkungen von Spielsucht sein können:
"Ich habe Menschen erlebt, die alles verspielt haben – ihre Ersparnisse, ihren Betrieb, das Vertrauen ihrer Familie. Spielsucht bedeutet Kontrollverlust – ein zentrales Kriterium für Suchtverhalten. Die Betroffenen handeln trotz negativer Konsequenzen weiter. Das ist für Außenstehende oft kaum nachvollziehbar."
Auf die Frage, ob Spielsucht heilbar sei, antwortete Batthyany:
"Von Heilung kann man nicht sprechen. Es geht darum, dass Betroffene ihr Problem erkennen, den Umgang mit der Sucht lernen, ihre Ursachen verstehen und alternative Strategien gemeinsam mit einem geschulten Betreuer entwickeln. Wichtig ist, dass Betroffene erkennen: Ich bin dem Spiel machtlos ausgeliefert. Nur dann können sie gefährliche Situationen vermeiden und neue Wege finden."
Er betonte zudem, dass problematisches Spielverhalten oft Ausdruck tieferliegender Belastungen wie etwa Ängsten oder Phasen psychischer Erschöpfung ist. "Spielsucht tritt selten isoliert auf. Es ist selten nur die Sucht – meist sind auch andere Themen vorhanden, die man im Rahmen der Therapie aufarbeiten muss."
Zur Frage nach Therapiemethoden ergänzte er: "Die Therapie besteht nicht nur aus Gesprächen – auch medikamentöse Unterstützung kann Teil davon sein. Entscheidend ist, die Ursachen zu erkennen und ganzheitlich anzugehen."
"Illegales Glücksspiel unterläuft jeden Schutzmechanismus"
Mag.a Alice Schogger gab Einblick in die aktuelle Strategie der Bundesregierung: "Illegales Glücksspiel verursacht nicht nur enormen wirtschaftlichen Schaden, sondern hebelt auch bestehende Schutzsysteme aus. Gerade dort, wo legale Angebote Spielerschutz sicherstellen, setzen illegale Anbieter gezielt an den Schwachstellen an – mit besonders hohen Gewinnversprechen und aggressiven Spielmechanismen."
Sie betonte die Wichtigkeit einer bundesweit einheitlichen Sperrdatenbank, um betroffene Spieler:innen effektiv zu schützen: "Wir bräuchten in Österreich dringend eine betreiberunabhängige Sperrdatenbank auf Bundesebene. Dafür braucht es aber klare gesetzliche Grundlagen – sonst stehen wir vor Datenschutzproblemen."
Alarmierend seien auch die steigenden Zahlen von Betroffenen: "Laut einer Studie des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2022 haben rund 4 % der österreichischen Bevölkerung Probleme mit Glücksspiel – fast viermal so viele wie noch 2015. Besonders im Nachklang der pandemiebedingten Maßnahmen wie Lockdowns und den sozialen Krisenfolgen ist der Beratungsbedarf massiv gestiegen."
"2027 ist unsere Chance für einen echten Systemwechsel"
Daniel Grabher appellierte an die Verantwortung der Politik und Gesellschaft: "Der Schwarzmarktanteil liegt weltweit bei rund 80 %. In Österreich ist die Situation besonders alarmierend. Mit dem bevorstehenden Lizenzwechsel im Jahr 2027 haben wir die einmalige Chance, den Markt neu, transparent und sicher zu gestalten."
Sein Fazit: "Der erste Schritt ist Hinschauen. Der zweite: Verantwortung übernehmen."
Zudem sei es notwendig, die richtigen technischen Schritte gemeinsam mit der jeweiligen Regulierungsbehörde zu setzen. "Wir können mittlerweile sehr gut überwachen, woher welcher Anbieter kommt und diesen im Falle von Fehlverhalten sperren. Das erlaubt – wenn man die technischen Rahmenbedingungen weiterentwickelt – sowohl einen effizienteren Spielerschutz als auch höhere Steuereinnahmen für den Staat."
"Finanzbildung ist der beste Schutz vor Abhängigkeit"
Michael Pavlik unterstrich die Rolle frühzeitiger Aufklärung im Bereich Konsumverhalten:"Wir müssen in den Schulen ansetzen, um junge Menschen für den bewussten Umgang mit Geld zu sensibilisieren." Dies sei für viele Bereiche, nicht nur für den Spieler:innenschutz von Vorteil.
Ein weiterer wichtiger Baustein im Schutz des Einzelnen ist laut Pavlik auch die bereits 1964 vom KSV entwickelte Konsumentenkreditevidenz (kurz: KKE) dar. Hier wird genau aufgelistet, wer bereits wann einen Kredit aufgenommen hat und wer möglicherweise Rückzahlungsprobleme bekommen könnte. Dies sei ein wichtiger Hinweis, insbesondere für Banken vor der Vergabe neuer Kredite.
Als Best Practice nannte er das von der Social City Wien und dem KSV1870 umgesetzte Projekt "Konsument:innen unter Druck", das soziale Innovation mit Aufklärungsarbeit verbindet.
Fazit
Das Veranstaltungsformat "Aperitivo" mit dem Titel"Im Schatten des Glücks" machte deutlich: Der unregulierte Glücksspielmarkt stellt eine akute Bedrohung für Gesellschaft, Wirtschaft und insbesondere für vulnerable Personengruppen dar. Die Lösung liegt in einem Zusammenspiel aus konsequenter Gesetzgebung, Prävention, Bildung – und nicht zuletzt gesellschaftlicher Verantwortung. Auch im Bereich technischer Hilfsmittel bedarf es Nachschärfungen.
Über mediastream:
Mediastream bietet innovative Lösungen für die Glücksspielaufsicht und ist ein:e seriöse:r Partner:in bei der Bereitstellung von fortschrittlichen Überwachungslösungen für Spiele. Die Mission der österreichischen Firma: "Wir wollen Regulierungsbehörden in die Lage versetzen, die Integrität des Glücksspiels zu gewährleisten und gleichzeitig die Einnahmeerhebung durch innovative und zuverlässige Technologien zu optimieren."
Rückfragen & Kontakt
Social City Wien
Emil Diaconu
Telefon: +436765116482
E-Mail: emil.diaconu@socialcity.at